Vor zwei Tagen bin ich wieder in Sydney gelandet. Hinter mir liegt eine erlebnisreiche Woche und wieder einmal gab es viele tausend Kilometer zu bereisen. Montag der 26. April war offizieller Feiertag in Australien – ANZAC Day, Gedenktag für die vielen gefallenen australischen und neuseeländischen Soldaten im ersten Weltkrieg. Wenn ich also schon mal 3 Tage frei habe, so wollte ich diese sinnvoll nutzen. Mir kam also in den Sinn mal einen kleinen Abstecher auf die Nachbarinsel Neuseeland zu machen, denn von Sydney ist das allemal näher, als von daheim in Deutschland. Mein Zielort war Christchurch, auf der Südinsel, ca. 3200km von Sydney. Ich hatte mir den Freitag noch als zusätzlichen Tag frei genommen. Somit ging es Donnerstag direkt nach Arbeitsschluss zum internationalen Flughafen – mich erwarteten 3 Stunden Flugzeit und aufgrund der 2 Stunden Zeitverschiebung erreichte ich gegen Mitternacht das 6°C kalte Christchurch. Ich glaube so kalt war es nicht mehr seitdem ich Deutschland vor über einem Jahr im Winterverlassen habe. Der darauffolgende Tag war allerdings ungewöhnlich war für neuseeländische Verhältnisse, fast schon zu warm für meine Jeans, die nach einer 6-monatigen Sommerpause das erste Mal wieder zum Einsatz kamen. Aber all das nahm ich gern in Kauf, denn der wolkenfreie Himmel eröffnete mir beste Aussicht auf die umherliegenden Gebirgszüge. Mein Gastgeber, ein Freund, den ich vor ein paar Monaten bei seinem Sydneyaufenthalt bei uns in der Gemeinde getroffen hatte musste leider arbeiten. Also hatte ich ein wenig Zeit, um mir die Stadt anzusehen.
Besonders beeindruckend war der Botanische Garten



Die Stille, die Weite und die absolute Schönheit der Natur – man wird einfach nur zum Genießen verleitet. Bemerkenswert, bei dem Gedanken, dass man nur wenige Minuten zuvor die Großstadt verlassen hat. Aber diese wurde immer kleiner und leiser, je weiter ich auf den Berg hinauf stieg.


Mein Weg gabelte sich und ich entschied mich einem kleinen Trampelpfad zu folgen, der sich inmitten einer Schafherde durch die Berge steil nach oben schlängelte. Wenn man in Australien Buschwandern geht muss man immer acht geben nicht auf irgendeine mega giftige Schlange zu treten oder in ein unsichtbares Spinnennetz zu rennen. Hier, in den Bergen zwischen den Schafen bestand die Einzige Herausforderung darin nicht in deren Mist zu treten- aber wenn stört schon ein bisschen Sch… am Schuh;) Oben angelangt eröffnete sich ein wunderbarer 360° Rundblick.

Auf dem Weg zur Liftstation lies ich mich ein weiteres Mal von der Schönheit der Natur verleiden und entschloss mich auf einem anderen Weg wieder bergab zu gehen.
Mittlerweile begann die Sonne unterzugehen und tauchte den Berg in einen warmen goldenen Mantel…
Der darauffolgende Tag war eher weniger malerisch. Regen, Kälte und Wolken hüllten alles in ein dichtes unbehagliches Grau und außer einer Radtour im nahegelegenen Waldgebiet geschah recht wenig – aber immerhin: Ich war Rad fahren in Neuseeland;)
Unser Sonntag begann mit einem netten Gottesdienst. Für das Mittagsessen erwartete uns das neuseeländische Landesgericht (so wurde mir gesagt) – Fisch ‘n‘ Chips. Ich muss zugeben erst als ich in Neuseeland war, wurde mir klar, wie teuer doch Sydney ist. Ich bezahlte gerade mal 3 neuseeländische Dollar für meine Portion. In Sydney würde ich wohl nicht unter 8AUD wegkommen und dabei ist der australische Dollar sogar noch mehr wert das der neuseeländische.
Den Nachmittag nutzen wir um ein bisschen in die Berge zu fahren – wir reisten in das Land der Hobbits! Leider wurden die Wolken immer dichter je höher wir kamen, schöne Blicke gab es dennoch. Alles in Allem erinnerte es mich doch ein wenig an die Alpen und das Alpenvorland.
Für Montag hatte ich mir ein kleines Auto gemietet, weil mein Freund leider wieder auf Arbeit musste. Ich entschied mich in das 170km nördlich von Christchurch liegende Hanmer Springs zu fahren. Ein idyllischer Ferienort inmitten der Berge. Ich muss zugeben, die kleinen recht kurvigen Straßen haben mir auch ihre Freude bereitet, auch wenn man das Fahrerlebnis mit einem schönen Sportwagen noch etwas hätte toppen können.

Da mein Flieger leider schon wieder 16 Uhr startete, gab es nicht viel Zeit die Ruhe in den verlassenen Bergen zu genießen und so schnell waren dann auch schon wieder meine 4 Tage vorbei. Eigentlich viel zu wenig Zeit für ein so schönes Land – dennoch genug, um ein paar einmalige Erlebnisse wieder mit zurück zu nehmen.
Und da war ich wieder – zurück in Sydney, mit dem Gefühl nach Hause zu kommen. Daheim in einer Stadt, welche größer als die größte Stadt Deutschlands ist. Eine Stadt, die mehr Einwohner hat als das komplette Land aus dem ich gerade wieder zurück kam. Immerhin, in Neuseeland kommen wenigsten 3 Schafe auf einen Bewohner und somit Füllt sich die Fläche dann wieder, die fast identisch ist mit der Größe Deutschlands…
Zeit zum Verschnaufen gab es jedoch nicht. Dienstagmorgen ging es für mich auf Montage. Es gab 2 Orgeln in der Landeshauptstadt Canberra zu deinstallieren. Aber bevor es dahin ging gab es einen kleinen Umweg nach Batemans Bay, welches ca. 6 Stunden südlich von Sydney liegt. Nach 2 Stunden Fahrt wurde der 2-spurige Motorway auf einmal zu einer engen Landstraße. Unser Miet-LKW hatte sehr zu kämpfen mit dem vielen Bergauf Bergab inmitten der dichten Buschlandschaft. Mitunter lichtete sich der Wald und die seichten grünen Grashügel die zum Vorschein kamen erinnerten mich ein wenig an daheim.
Als wir von Batemansbay auf unserem Weg nach Canberra weiter ins Landesinner kamen wurde die Landschaft wieder etwas kahler. Weite Grünflächen, vereinzelt Bäume und Sträucher hier und da. Alles sehr ähnlich dem, was ich vor ein paar Monaten hinter den Blue Mountains sah. Hätte man mich verbundenen Augen an diesen Ort geführt – ich hätte behauptet in Afrika zu sein. Ich weiß, es ist komisch zu behaupten, dass ein Ort aussieht wie Afrika, wenn man noch nie in Afrika gewesen ist. Aber ich glaub, das würde ich mir unter Afrika mit seinen weiten Steppen vorstellen.
Die Montage an sich verlief ganz gut – nix Außergewöhnliches. Zwei Orgeln, beide nur zwei Türen voneinander entfernt. Das Kirchengebäude in Duntroon, dem militärischen Offiziersausbildungsgelände in Canberra, ist in 2 Teile unterteilt – ein katholischer und ein anglikanischer. Die Orgeln sind beide vom gleichen Orgelbauer, in den 70ger Jahren gefertigt. Billige Unitladen, viel Speerholz – wirklich nix Besonderes…
Das Essen, welches auf Kundenkosten (also im Endeffekt Steuergelder;) ging, war jedoch immer sehr außergewöhnlich. Die Tatsache, dass meine Waage gestern 2 Kilo mehr angezeigt hat als beim letzten Mal vor einer Woche spricht ich glaube für sich…
Kornelius