
Was für ein Gefühl – das Gefühl der Weite. Wenn man schon so lang in der großen Stadt lebt, dann überwältig es einen durchaus: das Gefühl der Weite… Ich meine ich habe es ja schon immer mal aus der Stadt heraus geschafft, aber das war schon eine neue Erfahrung für mich. Meine Mitbewohner hatten mich eingeladen in das 250km westlich von Sydney liegende Mudgee mit zu kommen. Auf dem Weg dorthin, muss man die Blue Mountains überqueren, jene Berge von denen ich euch schon ab und zu berichtet habe. Ich konnte es kaum glauben, aber man möchte meinen auf der anderen Seite der Berge beginnt eine andere Welt. Eine schmale, lange Straße. Weite Wiesen und Felder. Hier und da ein Farmerhaus und ab und an ein verlassener Bahnhof an einer noch verlasseneren Bahnline. Dazwischen Nichts – lediglich unendliche Weite und traumhaft schöne Natur im Überfluss. Hier und da erfreuen sich große Schaf- oder Kuhherden derer, aber ansonsten fällt die Populationsdichte schlagartig auf nahezu Null.


Mudgee ist eine der größeren Städte im Westen von Sydney mit knapp 9000 Einwohnern. Die Städtestruktur hat mich stark an die in den Staaten erinnert. Quadratisch zueinander verlaufende Straßen, die Flächen dazwischen vollgepackt mit einetagischen Häusern. Alles freundlich wirkend, aber doch irgendwie langweilig ausschauend. Auch wenn die Straßenbeleuchtung noch lang bis in die Nacht hinein an bleibt und in den 3 Pubs am Wochenende der Bär steppt – nach 20Uhr werden die Bürgersteige hochgeklappt. Mittlerweile eher ungewohnt für mich – aber ein absoluter Genuss für die Ohren. Die Nase erfreut sich ungewohnt frischer Landluft.
Am Sonntag gab es einen kleinen Ausflug in das 100km weiter entfernte Dubbo, bekannt für dessen Zoo – und genau das war auch unser Ziel. Der große Zoo wird als Außenstelle, des Taronga Zoos in Sydney betrieben. Wenn es eng in Sydney wird, kommt der Nachwuchs nach Dubbo und wenn in Sydney neues Erbgut gebraucht wird kommt ein Tier einer anderen Herde aus Duddo nach Sydney. Auch im Zoo setzt sich das Gefühl der Weite fort. Der Rundkurs hat eine Länge von 6km. Wer also in der prasselnden Hitze den Zoo zu Fuß erkunden will muss schon verrückt sein. Deshalb werden Räder zum Verleih angeboten und die eher bequemeren Besucher bleiben im Auto sitzen. Man fährt also auf der zooeigenen Straße und aller ein paar Hundert Meter kommt ein Parkplatz von dem aus man zum nächsten Gehege laufen kann.




Es ist schon verrückt, das Gefühl der Weite. Man sitzt 5 Stunden im Auto und legt 350 km zurück. Schaut man sich die Strecke auf der Karte an war man nur ein Stecknadelkopf von der Küste entfernt. Wäre ich in Deutschland gewesen hätt ich in der gleichen Zeit einmal quer durchs Land fahren können und hätte kaum ein Quadratmeter gefunden, der so einsam und unbesiedelt ist, wie das Land hinter den Bergen...
Ostern war dieses Jahr mal etwas anders. Ich wollte die 4 Tage noch einmal nutzen, um ein bisschen aus der Stadt heraus zu kommen. Donnerstagabend ging es also zum Strandhaus, 4h nördlich von Sydney – im Gepäck mein Surfboard und mein Rad. Es war echt klasse mal 4 Tage auszuspannen und nicht viel zu machen. Obwohl die erste Hälfte vom Herbst schon fast rum ist, war das Wetter noch sehr schön und angenehm warm. Das Wasser war sogar noch super warm – bei 24°C ist einem auch nach 2 Stunden Surfen noch nicht kalt. Ich hatte also ideale Voraussetzungen um in Ruhe meine Surfkünste zu verbessern. Wir waren jeden Tag mehrere Stunden im Wasser und haben versucht so viele Wellen, wie möglich zu catchen;) Zum besseren Verständnis sei nochmal erwähnt, dass es sich dabei um das klassische Wellenreiten gehandelt hat. Ich begnüg mich normaler Weise mit dem Bodyboard, ein eher kleines Schaumstoffboard auf dem man mit der Brust liegt. Relativ einfach zu surfen und auch wesentlich ungefährlicher, weil man kaum von der Welle umgeworfen wird. Beim Wellenreiten hingegen ist die Länge des Board erheblich größer, sodass man schnell von der Welle erfasst werden kann und dann völlig willenlos im Wasser umher geschleudert wird – da sollte man schon vorsichtig sein! Das Bodyboarding ist allerdings nicht zu verwechseln mit dem Bodysurfing, bei dem man nur auf der bloßen Brust auf der Welle reitet. Quasi das, was jeder macht, wenn er im Meer baden geht und ein wenig Wellengang ist.

Am Ostermontag ging es auf dem Rückweg noch in Seal Rocks vorbei. Eine sehr abgelegene Landzunge inmitten eines großen Seengebiets. Klasse Landschaft, schöne Strände und Buchten. Bestens geeignet um Fotos zu machen;)









Seal Rocks an sich ist bekannt für seinen absolut fotogenen Leuchttrum und für naturnahes Camping. Im ganzen umliegenden Gebiet befinden sich Campingplätze, alle nur mit Plumpsklo und Elektrogrill ausgestattet (Australier: ziehen sich den Grill einer Dusche vor…).

Ich hatte euch ja schon einmal vom quietschenden Sand geschrieben, hervorgerufen von einem hohen Silikatgehalt im Sand. In Sydney gibt es vereinzelt Stellen an den Strände, wo man es quietschen hören kann, wenn man mit den Füßen in den Sand kickt, aber in Seal Rocks ist es einfach nur extrem. Einer der Strände hatte eine Geländewagenzufahrt. Hätte ich verbundene Augen gehabt, hätte ich gemeint, ich fahre über Schnee, so quietschig war die Geräuschkulisse. Hinzu kommt, dass der Sand extrem weich ist. Es war wesentlich schwerer zu fahren als auf Fraser Island. Ich wollte nur einen kleinen Schnappschuss am Strand machen.

Als ich jedoch wieder starten wollte ging es nicht mehr so wirklich voran. Stattdessen gruben sich meine Räder immer tief in den Sand. Schon etwas unbehaglich, bei dem Gedanken, dass ich dieses Mal allein war und auch absolut keine Selbsthilfe Handgeräte mit mir hatte. Mir blieb also nix weiter übrig als meinen Reifendruck drastisch zu senken und auf die kurze Übersetzung zu schalten. Das hat mit viel gutem Willen zum Glück noch mal geklappt und ich bin dann direkt wieder auf festen Boden zurück gefahren. Bei steigender Flut hat schon so manch einer seinem Auto beim Absaufen zugeschaut.
Hier mal noch ein kleines Quiz für meine Orgelbauer Kollegen. Ich hatte letzte Woche das Vergnügen ein altes vergammeltes Befeuchtungssystem zu deinstallieren. Die Orgel widerspricht jeglichen Sicherheitsstandards. Direkt hinter der Mixtur geht es nach unten – tief nach unten…


Im inneren der Orgel fiel mein Blick auf folgende Lade mit einer sehr seltsamen Disposition…


Mein Kollege allerdings meinte, dass das eine sehr gängige Sache in Australien wäre. Könnt ihr euch vorstellen was das ist, bzw. hat man solch eine Pfuscherei auch bei uns in Deutschland gemacht ;)?
Das war‘s – ich wünsch euch allen einen tollen Frühling!
Euer Kornelius
… und nicht vergessen. Nachdem ihr vor 2 Wochen eine Stunde weniger schlafen konntet, ich dafür letztes Wochenende eine länger, liegen wir jetzt nur noch 8 Stunden auseinander.